Hamburg (dts) – Mohammad Rasoulof, der für Deutschland im Rennen um den Oscar ist, musste in iranischer Haft um seinen Selbstwert ringen.
„Was die Haft in einem iranischen Gefängnis ausmacht, sind zuallererst nicht die Mauern oder die physischen Umstände – das oberste Ziel des Regimes ist es, den Selbstwert des Menschen zu ruinieren“, sagte der Regisseur der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ). „Das ist das Schwierigste, mit dem man im Gefängnis zu tun hat.“
Rasoulof schilderte auch die Bedingungen, unter denen er 2022 im Evin-Gefängnis inhaftiert war: „Evin ist ein Komplex mit verschiedenen Abteilungen, die unterschiedliche Ansätze verfolgen. Ich war die ersten zwei Wochen in Einzelhaft – in einer Zelle, die etwa halb so groß war wie der Tisch, an dem wir hier sitzen. Ich hatte zwei raue Decken, auf die ich mich legen konnte. Das Licht war Tag und Nacht an, sodass ich nicht schlafen konnte. Danach kam ich in einen etwas größeren Raum, in dem ich drei Wochen war, immer noch in Einzelhaft. Dann wurde ich mit anderen Gefangenen zusammengelegt“, sagte Rasoulof. „Es war katastrophal und trotzdem bin ich sicher, dass es andere Evin-Abteilungen und andere Gefängnisse im Iran gibt, die viel schlimmer sind. Ich denke, sie waren noch nett zu mir.“
Dass er trotz solcher Erfahrungen seinen Oscar-Film „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ im Iran gedreht habe, begründete Rasoulof mit der Verbundenheit zu seiner Heimat: „Ich gehöre zu diesem Land. Ich bin ein Teil der iranischen Gesellschaft. Ich wollte diese Geschichte erzählen und ich wollte bis zum letzten Moment bleiben und weiterarbeiten“, so der Regisseur.
„Natürlich war das der schwierigere Weg. In der Haft habe ich über meine Möglichkeiten nachgedacht. Meine Hoffnung war, nicht zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt zu werden. Zwei Jahre, dachte ich, schaffe ich. Dann wurde ich aber zu acht Jahren verurteilt. So eine lange Zeit hat Folgen. Draußen verändert sich die Welt, drinnen verändere ich mich. Man verliert die Kraft, körperlich und psychisch. Im Gefängnis fühlen sich acht Jahre vielleicht wie 15 Jahre an. Als das neue Urteil kam, wusste ich, dass ich das Land verlasse. Im Gefängnis hatte ich Menschen kennengelernt, die mir dabei geholfen haben.“
Foto: Anti-Iran-Protest (Archiv), via dts Nachrichtenagentur