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Breite Kritik an Selbstbeteiligung bei selbstständiger Facharztwahl

Berlin (dts) – Die Grünen lehnen einen Vorstoß der Bundesärztekammer ab, in dem von Union und SPD geplanten Verteilsystem von Facharzt-Terminen über die Hausärzte eine private Kostenbeteiligung für diejenigen Kassenpatienten einzuführen, die am System vorbei ihre Facharzt-Besuche machen.

„Eine stärkere Patientensteuerung durch ein Primärarztsystem ist das Gebot der Stunde – Strafzahlungen aber sind eine gefährliche Sackgasse“, sagte der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen der „Welt“. „Eine verbindlichere medizinische Koordination der Patientinnen und Patienten durch Haus- und Kinderärzte ist nicht nur deutlich effizienter, sondern steigert nachweislich auch Qualität und Sicherheit der Behandlung.“ Deshalb dürfe die Verbindlichkeit eines Primärarztsystems nicht vom Geldbeutel abhängen. „Wir würden am Ende mit Zitronen handeln, wenn man sich aus sinnvollen Regelungen für alle einfach freikaufen kann – dann droht lebensgefährliche Klassenmedizin.“

„Statt Bezahlbarrieren brauchen wir Brücken zur besseren Versorgung: durch eine Stärkung der Ausbildung von Haus- und Kinderärzten, durch Anreize wie Bonuszahlungen für die Teilnahme an einer stärker gelenkten Versorgung – und durch ein solidarisches Gesundheitssystem, das niemanden bestraft, der krank ist.“

Von der AfD hingegen kommt grundsätzlicher Widerspruch: „Es ist unnötige Schikane der Patienten, sie künftig nur noch über Umwege zum benötigten Facharzt zu lassen“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag, Martin Sichert. Schon jetzt seien die Notaufnahmen überfüllt mit Patienten, die eigentlich nur einen Termin beim Facharzt bräuchten. „Wenn man die Hürden noch weiter erhöht, um zum Facharzt zu kommen, werden künftig noch mehr Patienten in die Notaufnahmen strömen.“ Zudem gebe es in vielen Regionen bereits jetzt einen Hausärztemangel. „Dieser wird sich verschärfen, wenn die Patienten künftig vor jedem Facharzt-Termin zum Hausarzt müssen.“

Ates Gürpinar, Vize-Vorsitzender der Linken, äußerte ebenfalls Ablehnung: „Schwarz-Rot arbeitet an der eigentlichen Problematik vorbei. Lotsen in der gesundheitlichen Versorgung wären gut, aber zusätzliche Hürden erhöhen die Gefahr, dass Menschen mit ernsthaften Beschwerden keine oder erst zu spät eine gute Versorgung erhalten.“ Dass der Präsident der Bundesärztekammer wolle, dass sich Menschen mit Geld in der Tasche freikaufen können, erhöhe die Ungleichbehandlung massiv.

Auch die FDP übte Grundsatz-Kritik. „Wir haben in Deutschland eines der teuersten Gesundheitssysteme Europas, aber nur durchschnittliche Gesundheitsergebnisse. Das mahnt uns, dringend mehr Effizienz ins System zu bringen“, sagte FDP-Vize Bettina Stark-Watzinger der „Welt“. „Um Ärzte zu entlasten und die Leistungen für die Patienten zu verbessern, sollten wir vorrangig über Mechanismen wie Beitragsrückerstattungen und den verstärkten Einsatz von Telemedizin, aber vor allem über Entbürokratisierung sprechen.“ Alles, was jetzt aus den Koalitionsverhandlungen bekannt sei, zeige jedoch, dass Union und SPD jegliche Reformen scheuten.

Foto: Ärztehaus (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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