Hamburg. Weltmeister Philipp Lahm fordert „eine Zeitenwende“ in der Sportpolitik. Der Ex-Nationalspieler und Turnierdirektor der Europameisterschaft 2024 in Deutschland sagt in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT, Europas Fußballvertreter sollten dem Fifa-Präsidenten Gianni Infantino „gemeinsam entgegentreten“.
Kritik übt Lahm an der vom DFB angekündigten und geplatzten Solidaraktion mit der „One Love“-Binde, die Manuel Neuer neben Spielführern anderer europäischer Nationen als Symbol für Diversität und Toleranz bei der WM in Katar hatte tragen wollen; nach Sanktionsandrohungen der Fifa wurde auf die Geste verzichtet. „Die Aktion mit der Binde hätte vor dem Turnier geklärt werden müssen“, so der frühere DFB-Kapitän. „Die Fifa war aber gewiefter als der DFB, sie hat ihn auflaufen lassen.“
Es sei richtig, dass sich die Spieler und der DFB politisch mit dem Gastgeberland auseinandersetzten. „Rechtzeitig, vor dem Turnier. Während des Turniers würde ich von ihnen erwarten, sich auf das nächste Spiel zu konzentrieren“, sagt Lahm der ZEIT.
Skeptisch äußert sich der Chef der Euro 2024 zu den WM-Chancen der deutschen Mannschaft in Katar. „Der Mannschaft fehlt Reife. Sie hatte keine Vorbereitung, erst im Laufe des Spiels gegen Spanien hat sich etwas entwickelt.“ Die gesamte Mannschaft könne sich noch deutlich darin verbessern, den Gegner vom Tor wegzuhalten. „Kimmich im zentralen Mittelfeld ist dabei besonders gefragt.“
Lahm kritisiert auch den Bundestrainer für seine Auswechselungen im verlorenen Auftaktspiel gegen Japan, als dieser Ilkay Gündogan und Thomas Müller bei einer 1:0-Führung vom Feld nahm: „Hansi Flick sollte auf Spieler mit großer internationaler Erfahrung setzen. Er hat es im Verlauf des Spiels dann nicht getan, und es kam zum Bruch. Im zweiten Spiel lief es besser.“
PM/DIE ZEIT