Social Media

Suchen...

Deutschland & Welt

RBB-Intendantin kritisiert neuen Staatsvertrag


Berlin/Potsdam (dts) – RBB-Intendantin Ulrike Demmer sieht in dem vorliegenden neuen Staatsvertrag zwischen Berlin und Brandenburg eine akute Gefahr für die journalistische Unabhängigkeit ihres Senders. Insbesondere die von den Landesregierungen geplanten „Landesbeauftragten“ zur Aufsicht des Programms stünden im Widerspruch zur Pressefreiheit, sagte Demmer der „Bild“ (Dienstagsausgabe).

„Vorgesehen sind zwei Personen, die von den Landesregierungen in die Führung des RBB gesetzt werden, um das Programm zu überprüfen. Diese Personen werden direkt vom Rundfunkrat bestimmt – das kann man auch interpretieren, als würde die Politik Aufpasser installieren, die als Proporzschiedsrichter jederzeit ins Programm eingreifen dürfen – auf einer Ebene mit dem Chefredakteur.“ Diese Landesbeauftragten seien ein „politisches Symbol, aber ein journalistischer Irrweg“. Besonders kritisch sieht Demmer das Verfahren, mit dem der Staatsvertrag zunächst in den Landesregierungen verabschiedet und erst danach in den Parlamenten diskutiert werden soll: „Niemand interessiert sich offenbar dafür, welche Einwände wir aus journalistischer Sicht haben“, sagte Demmer.

„Ich habe den Eindruck: Der Vertrag soll im Schnellverfahren durchgedrückt werden. Angehört wird der Sender erst, wenn die Entscheidung in den Kabinetten gefallen ist. Wir wollen angehört werden, bevor unsere journalistische Unabhängigkeit staatlich beschnitten wird.“ Ärgerlich finde sie ebenso, dass im Entwurf des Staatsvertrags eine Ostdeutschen-Quote verankert wird: „Guter Journalismus lebt davon, dass der Reporter weiß, wovon er redet und wie die Menschen ticken, über die er berichtet. Aber das hängt nicht davon ab, wo man geboren ist sondern davon, wo man lebt. Wir wollen Menschen mit unterschiedlichsten Lebenserfahrungen. Wir diskriminieren niemanden, auch keine Westdeutschen.“ „Kontrolle und Transparenz sind wichtig“, sagte Demmer der „Bild“: „Aber unsere Unabhängigkeit, täglich Programm zu gestalten, lassen wir uns nicht nehmen. Hier verbietet das Grundgesetz jeden Eingriff.“

Ihr sei klar, so Demmer, dass die Politik nach dem Skandal um Luxus-Ausstattungen und -gehälter einen neuen Kurs fahren wolle.

„Ich verstehe die Wut über das frühere Management sehr gut. Aber der RBB hat längst Konsequenzen gezogen: Ich arbeite für weniger Geld, fahre ein Dienstauto ohne jeden Schnickschnack.“ Durch die Pläne der Landesregierungen werde „das Kind mit dem Bade ausgeschüttet: Der vorgelegte Staatsvertrag trifft die Falschen: die Beitragszahler, deren Geld in teurere Strukturen fließt statt ins Programm“. Allein die geforderte Einrichtung mindestens eines zusätzlichen RBB-Regionalbüros in Brandenburg/Havel entziehe dem Programm-Etat unnötig Mittel.

Demmer sagte der Zeitung: „Ich hätte am liebsten in jeder Stadt ein RBB-Büro. Aber wer soll das bezahlen? Wir stecken das Geld lieber in mehr Reporter vor Ort und mehr Berichterstattung statt in Büromieten und Klingelschilder.“

Foto: Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) (Archiv), über dts Nachrichtenagentur

Anzeige. Scrolle, um weiterzulesen.

Auch interessant

Aktuelles

Münster/Geseke/Lippstadt/Salzkotten/Paderborn. Die Polizei Münster hat nach intensiven Ermittlungen eine organisierte Bande von Autoschiebern aufgedeckt. Am Montag (27.11.) durchsuchte die Polizei sieben Objekte in Geseke,...

Deutschland & Welt

Hohenstein-Ernstthal (dts) – Der Solarzellen-Hersteller Meyer Burger droht mit der Abwanderung seiner Produktion in die USA. „Ein Szenario ist es, die Fertigung in die...

Deutschland & Welt

Berlin (dts) – Deutschlands Eigenheimbesitzern scheint die Lust, ihre Häuser und Wohnungen energetisch zu sanieren, vergangen zu sein. Wie das Bundesamt für Wirtschaft und...

Deutschland & Welt

Mailand/Manchester (dts) – Am 5. Gruppenspieltag der Champions League hat Manchester City gegen RB Leipzig 3:2 gewonnen. Leipzig bleibt folglich hinter Man City auf...

Deutschland & Welt

München (dts) – Etwas mehr Unternehmen in Deutschland wollen die Preise erhöhen. Der Index der Preispläne stieg im November auf 18,0 Punkte, von 15,4...

Deutschland & Welt

Leipzig (dts) – Das Verfahren gegen den jüdischen Rockmusiker Gil Ofarim wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung ist nach einem überraschenden Geständnis eingestellt worden. „Die...

Deutschland & Welt

Washington (dts) – Der renommierte Anleihe-Investor Jeffrey Gundlach blickt pessimistisch in die Zukunft. Die hohe Verschuldung der USA bereitet ihm große Sorgen. Auch, wenn...

Deutschland & Welt

Berlin (dts) – Die Gewerkschaft Verdi sorgt sich wegen des angekündigten Insolvenzverfahrens von Signa um die Warenhaustochter Galeria. „Die immer neuen Hiobsbotschaften bei Signa...

Anzeige