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IG Metall kritisiert Forderung nach Arbeitspflicht im Bürgergeld


Berlin (dts) – Hans-Jürgen Urban, Sozialvorstand der IG Metall, hat die Diskussion über eine Arbeitspflicht für Bürgergeld-Bezieher scharf kritisiert. „An dieser Debatte kann man die moralische Verlotterung hierzulande gut erkennen“, sagte Urban dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Freitagausgaben).

Schon heute seien erwerbsfähige Bürgergeld-Empfänger aufgefordert, einer Beschäftigung nachzugehen. Wer dem nicht nachkomme, werde sanktioniert. „Davon waren 16.000 Personen von 3,4 Millionen Bürgergeld-Beziehern betroffen, also 0,4 Prozent. Ein Konzernchef, der sich an einem Problem mit dieser Dimension festbeißt, müsste sofort gehen“, so Urban.

Den Vorschlag, bei Krankmeldungen einen unbezahlten Karenztag einzuführen, lehnt der Gewerkschafter ebenfalls ab. „Hier geht es schlicht und einfach um Lohnkürzungen. Mit kranken Beschäftigten gesundet keine kränkelnde Wirtschaft“, so der Sozialvorstand der größten deutschen Gewerkschaft.

Der Anstieg der Krankheitstage habe nichts mit Blaumacherei zu tun. Das gehe vielmehr auf die umfassendere Erfassung durch die elektronische Krankschreibung zurück. Urban ergänzte: „Gestiegen ist aber auch die Misstrauenskultur in den Betrieben. Um Verdächtigungen zu entgehen, wollen mitunter auch Beschäftigte das ärztliche Attest schon vom ersten Tag und nicht – wie früher – vom dritten Tag an vorlegen.“

Deutschland liege bei den krankheitsbedingten Fehltagen unter den OECD-Ländern im Mittelfeld. Die Debatte sei ärgerlich, weil sie von den eigentlichen Problemen ablenke: etwa der eklatanten Zunahme psychischer Gesundheitsschäden.

Für Urban steht fest: „Burnout droht zur Volkskrankheit des 21. Jahrhunderts zu werden.“ Anforderungen und Arbeitsdruck würden steigen, aber den Beschäftigten würden oftmals die Ressourcen vorenthalten, um die Anforderungen zu erfüllen. Es gebe zu wenig Weiterbildung. Die Folge seien erhöhter Leistungsdruck und Überforderungen.

Foto: Jobcenter (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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